Mit den Arbeiten von Aram Bartholl, JODI und Evan Roth präsentiert das kunsthaus kaufbeuren erstmals Gegenwartskunst, die sich mit den diversen Aspekten der digitalen Medien auseinandersetzt. Den Besucher erwarten Browserkunst, LED-Objekte und bewegte Computerprojektionen, aber auch Rauminstallationen und Wandarbeiten.
Im Gegensatz zur klassischen Kunst ist Browserkunst jederzeit und überall im Netz abrufbar. Sie wird meist mittels Animationen realisiert, aber auch durch die Kompromittierung vertrauter Seiten, die durch veränderte Algorithmen ein nicht vorhersehbares Eigenleben entwickeln. Wandobjekte verdeutlichen uns, wie sich die Formate und Einteilungen von Monitoren im Laufe der Zeit verändern. Andere Werke zeigen, welche Unmengen an Informationen automatisch vom Computer und seinen Programmen gespeichert werden. Diese Daten sind Abbilder unserer digitalen Identität.
Aram Bartholl, JODI und Evan Roth sind im Bereich der Digitalen Kunst renommiert und bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie beschäftigen sich in ihrer Arbeit mit den zahllosen Anwendungsmöglichkeiten des Internets, der Technisierung des Alltags, den Hardware-Komponenten von Computern und der eigenen Ästhetik des Digitalen.
Aram Bartholl (*1972 in Bremen) lebt und arbeitet in Berlin. Sein Werk lässt die Grenzen zwischen der fiktiven Welt des Internets und unserer alltäglichen Realität verschwimmen. Bartholl fragt nicht nur, was der Mensch mit den Medien macht, sondern auch in wie weit die Medien den Menschen verändern. Das Spannungsverhältnis von öffentlich und privat, online und offline, von Technologie und Alltagsleben liegt im Kern seines Schaffens.
JODI ist ein Kollektiv zweier Künstler: Joan Heemskerk, 1968 geboren in Kaatsheuvel (NL), und Dirk Paesmans, geboren 1965 in Brüssel (BE). Seit Mitte der 1990er Jahre schaffen sie Kunst für das Netz und gehören damit zu den Pionieren der Internet-Kunst. In ihren Arbeiten mit einer deutlichen Low-Tech-Ästhetik zerstören sie förmlich vertraute Elemente der Computerwelt wie den Browser, den Desktop oder Spiele. Die Künstler versuchen, durch ihre Aktivitäten das öffentliche Bewusstsein zu wecken und dem Betrachter die Anfälligkeit der Maschine vor Augen zu führen.
Der New Yorker Künstler Evan Roth (Jahrgang 1978) lebt und arbeitet in Paris. Seine Kunst visualisiert und archiviert zeitgenössische Kultur durch den Einsatz moderner Technologien. Dabei fließen verschiedenste Elemente in seine zumeist durchaus kritischen Arbeiten mit ein. Roth hofft, dass seine Kunst die Menschen dazu veranlasst, die Rolle der Technologie in ihrem Leben zu hinterfragen. Der Künstler veranschaulicht sowohl analog mit Papierarbeiten, als auch digital mit Computeranimationen die unterschiedlichsten Vorgänge, die sich beim Surfen im Netz ereignen.
Die gezeigten künstlerischen Positionen machen deutlich, wie vielfältig Digitale Kunst sein kann. Der Besucher gewinnt Einblick in die Möglichkeiten, die das Medium Internet auch im Bereich der bildenden Kunst bietet, aber sicher hinterlässt ihn die Ausstellung auch nachdenklich und mit einem neuen, geschärften Blick auf die Netzwelt.
Kuratiert von Susanne Flesche, Direktorin Kunsthaus Kaufbeuren 2007–2015.