Giants. Eine Reise ohne Ende
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„Dein Schatten ist deine persönliche Gestalt, deine stille Begleitung, dein eigenes dumpfes Echo. Er ist schlimmer als dein Ego, er ist dein Verfolger – immer da. In der Mythologie kann der Teufel deinen Schatten von deinen Füßen abschneiden und damit davonlaufen, aber wenn er ihn dir wegnimmt, vermisst du ihn schrecklich. Ist dein Schatten dann nicht in gewisser Weise wie deine Subjektivität?“ — Amy Sillman
In ihrem transmedialen Schattenspiel verwebt Lena Appel Motive aus dem literarischen Klassiker „Don Quixote“ des spanischen Autors Miguel de Cervantes von 1605 mit queerfeministischen Perspektiven aus den Don Quixote Bearbeitungen der Autor*innen Kathy Acker und Monique Wittig aus den 1980er Jahren.
Giants bewegt sich an der Schnittstelle von Literatur, Performance und visueller Kunst und versteht sich als Hommage an literarische Emanzipation, subversive Erzählformen und wiederständiges Begehren. Die Regisseurin Lena Appel experimentiert mit Techniken des Schattenspiels und setzt Licht und Schatten als Metaphern für Identität, Begehren und Subjektivität ein.
Der literarische Stoff über die abenteuerliche Reise des selbsternannten Ritters wird als radikales feministisches Manifest und als Suche nach Liebe und Selbstbestimmung neu gelesen. Lena Appels Don Quixotes kämpfen gegen Windmühlen: Imperialismus, Patriarchat und eine irrsinnige Wirklichkeit. In dieser Fassung sind Don Quixote und seine Belgleiterin Panza ein Paar. Dafür müssen sie jedoch einiges hinter sich lassen. Am Ende ist Panza, die Liebe Don Quixotes, vielleicht doch nur eine Illusion – eine Fantasie, welche die Realität annehmbarer macht.
In Zusammenarbeit mit der bildenden Künstlerin Maria Moritz und der Kostümdesignerin Carla Renée Loose verbinden sich Glas, Malerei, Textil, Druck, Kostüme und Körper zu einer immersive Atmosphäre, in der sich Ebenen überlagern, in den Vordergrund verschieben oder in den Hintergrund treten. Im Oktober 2025 finden der Videodreh und eine Aufführung des Schattenspiels im Foyer des Kunsthauses statt. Die Installation Giants. Eine Reise ohne Ende verbindet die neue Videoarbeit mit dem Bühnenbild der Künstlerin Maria Moritz und Kostümobjekten von Carla Renée Loose zu einem begehbaren Raum für eine fragmentarische Erzählung über Identität als bewegliches, sich veränderndes Konzept. Die Videoinstallation verweist zurück auf filmische Traditionen, indem sie die Bewegungen der Performer*innen als Struktur für den Schnitt nutzt und zugleich mit klassischen Mitteln wie Kameraperspektive und Bildkomposition eine zusätzliche visuelle Ebene entfaltet.
Lena Appel (Künstlerische Leitung) ↓
Lena Appel ist Regisseurin, Performerin und Autorin und lebt zwischen Berlin und Frankfurt am Main. Sie bewegt sich zwischen Tanz, Performance und bildender Kunst. Wiederkehrende Motive ihrer Arbeit sind Schatten als Dopplung von Bedeutung, die Untersuchung psychosomatischer Auswirkungen sozialer und politischer Verhältnisse, sowie Kollaborationen und Beziehungsweisen auf inhaltlicher und struktureller Ebene. Ihre Arbeiten wurden u.a. im Künstler*innenhaus Mousonturm, Frankfurt LAB, Thalia Theater Hamburg, Deutsches Filminstitut und Filmmuseum, Frankfurter Kunstverein und saasfee*pavillon gezeigt.
Leonie Chima Emeka (Text, Dramaturgie) ↓
Leonie Chima Emeka arbeitet als Kuratorin, Autorin und Provenienzforscherin mit Schwerpunkt auf kolonialen Sammlungen in Deutschland. Ihre Artikel erschienen in Fachzeitschriften, wie etwa African Arts oder Positionen.Texte zur Zeitgenössischen Musik. Sie ist Mitbegründerin des ehemaligen Projektraums Parfümerie Frankfurt, wo Giants 2024 in einer ersten Bearbeitung gezeigt wurde. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Aisling Hayes (Performance) ↓
Die irisch-deutsche Künstlerin Aisling Hayes lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Neben einer Theater- und Performancepraxis entwickelt sie musikalische Arbeiten, die sich zwischen Klang, Bewegung und Ausdruck entfalten.
annu koetter (Performance) ↓
annu koetter entwickelt künstlerische Formate, die soziale, partizipative und imaginative Ansätze miteinander verweben. annu arbeitet in den Bereichen Performance, Choreografie, Dramaturgie sowie Tanz- und Bewegungspädagogik und ist als freier Autorin für Audiodeskription im Tanz tätig. annu versteht Choreografie als einen Begegnungsort verschiedener Disziplinen, wobei ein besonderer Fokus auf der Kollaboration menschlicher und nichtmenschlicher Körper und deren poetischen und politischen Dimensionen liegt. Nach einem Tanzstudium in Yogyakarta, Indonesien und Bachelorstudium Theaterwissenschaft in Leipzig schließt annu derzeit den Master Choreografie und Performance an der JLU Gießen ab.
Nikki Buzzi (Klangbegleitung) ↓
Nikki Buzzi arbeitet in den Bereichen Musik, Installation, Medien, darstellende Kunst, Film, Instrumentenbau und Bildung. They zeigte Arbeiten am TheI.S.R.O., der Nida Art Colony, dem Musikfestival Bern, im Württ. Kunstverein Stuttgart und im Istituto Svizzero in Milano. Buzzi leitete das Elektronische Studio der HfMDK Frankfurt und unterrichtete ebenda, sowie an der ZHdK und dem Srishti Institute Bangalore.
Carla Renée Loose (Requisiten und Kostüm) ↓
Carla Renée Loose arbeitet als Kostümbildnerin und Modedesignerin in Berlin. Ihre Arbeiten setzen sich mit Kleidung als territorialen Marker auseinander und thematisieren die (textile) Oberfläche als multidimensionalen Grenzbereich zwischen Körper und Raum, auf dem sich Zeitlichkeiten sowie Realität, Narration und Fiktion abbilden. 2021 absolvierte sie den Master in Modedesign an der KHB Weißensee und wurde mit dem European Fashion Award ausgezeichnet. Im Anschluss nahm sie an interdisziplinären Ausstellungen und Residencies teil, unter anderem in der Kunsthalle am Hamburger Platz, im Rahmen des Berliner Salons 2022 im Kraftwerk Berlin und im Austauschprogramm localinternational des Goethe Instituts Bangladesh. Ihr besonderes Interesse gilt der experimentellen Oberflächengestaltung und Materialentwicklung, sowie der Porosität von Zuschreibungen im performativen und öffentlichen Raum. Als Kostümbildnerin arbeitete sie zuletzt an den Münchner Kammerspielen, am Schauspielhaus Bochum, Theater Bremen und Schauspiel Köln, im Frankfurt L.A.B, Ballhaus Ost und den Sophiensaelen.
John Hussain Flindt (Kinematographie und Schnitt) ↓
John Hussain Flindt ist Künstler und Filmemacher. Er studierte am Chelsea College of Arts in London und an der Städelschule in Frankfurt. Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen „Shadows or Objects“ in der Galerie Jean Claude Maier in Frankfurt (2023) und „belly to belly“ in der Parfumerie in Frankfurt (2024).
Rachel Ashton (Kinematographie und Schnitt) ↓
Rachel Ashton ist Filmemacherin und Künstlerin. In ihren Arbeiten verwebt sie Dokumentarfilm und Fiktion und erforscht Erinnerung, Realismus und soziale Dynamiken. Sie studierte am Goldsmiths College in London und an der Städelschule in Frankfurt. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt und gezeigt, unter anderem im Kunstverein Düsseldorf, in der UA Collection Vienna, im Kunstverein Braunschweig und im Goethe-Institut Dublin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.